Überblick

Bevor du mit der Videoproduktion beginnst, kann KI dich dabei unterstützen, Ideen zu entwickeln und ein durchdachtes Konzept zu erstellen. Sie hilft dir außerdem, dein Konzept zu strukturieren und gestalterisch zu verfeinern.

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Kompetenzen

  • KI-gestützt Ideen entwickeln, strukturieren und in ein stimmiges Videokonzept überführen
  • geeignete Sprachmodelle und Tools auswählen, unter Berücksichtigung von Datenschutz und Nutzungsbedingungen
  • Methoden wie strukturiertes Prompting und Prompt Chaining einsetzen


KI als kreative Unterstützung

Bevor du mit der eigentlichen Erstellung audiovisueller Materialien startet, sollte der Inhalt eures Videos feststehen. Die KI kann euch im gesamten kreativen Prozess begleiten – von der ersten Idee bis zum fertig ausformulierten Drehbuch. Du kannst beispielsweise im dialogischen Austausch mit einem Chatbot (z. B. ChatGPT von OpenAI) brainstormen, Hintergrundinformationen recherchieren oder ganze Szenen detailliert ausarbeiten lassen. Viele Chatbots verfügen mittlerweile auch über integrierte Bildgenerierungsfunktionen (z. B. ChatGPT seit der 4o-Version mit integriertem "Image Generation"-Tool, das das frühere DALL·E.Modell ersetzt).

Neben ChatGPT gibt es zahlreiche weitere Sprachmodelle wie CoPilot, Claude, Mistral (aus Frankreich, DSGVO-konform) oder Gemini von Google – alle mit unterschiedlichen Datenschutzbedingungen und Nutzungsmodellen.

Datenschutz und Tool-Auswahl

Stolperfalle

Wenn du nicht möchtest, dass deine Eingaben zum Training der KI verwendet werden, solltest du entweder alternative Tools nutzen (z. B. Mistral statt CoPilot oder Gemini) oder explizit die Trainingsoption in den Einstellungen deaktivieren. Eine Übersicht zur Deaktivierung der Verwendung zu Trainingszwecken bei ChatGPT bietet dieser Artikel: https://www.basicthinking.de/blog/2025/06/11/chatgpt-ki-training-deaktivieren/Prüfe die Datenschutzbedingung vor der Nutzung eines Tools genau und sprich im Zweifel auch mit deinen Datenschutzbeauftragten. 

Tipp: Die besten kreativen Ergebnisse erzielst du meist mit einem kostenpflichtigen Account (z. B. ChatGPT Plus). Falls deine Hochschule oder Forschungseinrichtung bereits ein GPT-Modell im Einsatz hat, nutze am besten dieses und probiere dich dort aus.

Ideenentwicklung

Wusstest du schon?

Je nachdem welchen Chatbot du nutzt und welche Programmumgebung (Z.B. bei Open Ai Playground oder Projekt Vertex bei Google), hast du die Möglichkeit den "kreativen" Output und damit den "Zufall" zu steuern. Das geht mit dem Parameter Temperatur - kurz "temp": Ist der Wert  <0,5  sollen faktenbasierte Ergebnisse und weniger Halluzinationen und Konstanz geliefert werden.  Ein Wert ab 0,5 oder >0.8 eignet sich besonders für kreatives Brainstorming und Storytelling.  Falls du die Paramter einstellen und ändern kannst, teste verschiedene Werte und  vergleiche die Ergebnisse. Siehe auch beim Tool-Tipp in diesem Abschnitt.

Wenn du schon eine grobe Vorstellung hast, kannst du eine textliche Vorlage (z. B. ein PDF oder ein anderes Dokument) hochladen oder deine Idee direkt im Chatbot beschreiben. Stehst du noch ganz am Anfang, kannst du dein Thema gemeinsam mit der KI entwickeln. Viele Chatbots bieten inzwischen eine Canvas-Funktion, mit der du Ideen direkt bearbeiten, kommentieren und verfeinern kannst (z. B. bei ChatGPT, Gemini oder Mistral).

Ein guter Startpunkt ist ein klarer Prompt, ähnlich einem Systemauftrag. Zum Beispiel:

"Du bist Expertin für Lehrvideos und sollst mir helfen, ein Konzept zu entwickeln. Ich plane ein Video über [Thema] für [Zielgruppe] mit dem Ziel [Zielbeschreibung]."

So legst du gleich zu Beginn die Rahmenbedingungen, den Kontext fest, etwa:

  • Thema
  • Zweck/ Ziel des Videos
  • Zielgruppe und Sprachniveau
  • (optional) Länge des Videos
  • (optional) Art/Format des Videos: Screencast, Tutorial, Erklärvideo, Vortrag, Animationsstil usw.
  • (optional) verfügbare Mittel oder Ressourcen, Einschätzung zum voraussichtlichen Aufwand

Wusstest du schon?

Konkreten Ideen und bestehende Vorlagen sowie Entwürfe können direkt genutzt werden. Du kannst diese der KI zur Bewertung und Weiterentwicklung vorlegen – z. B um Zielgruppe, Struktur oder didaktische Wirksamkeit zu optimieren. 

Nutze die KI dabei als aktiven "Ideen-Coach": Lass dir Schritt für Schritt Fragen stellen, die dir helfen, dein Konzept zu entwickeln. - ähnlich wie beim Prompt Chaining , um die Ergebnisse zu verfeinern. So entsteht ein iterativer Prozess: Du beantwortest, die KI wertet aus und gibt dir neue Anregungen – und am Ende hast möglicherweise mehrere Varianten, aus denen du die beste auswählen kannst oder die du im Team diskutierst.

Neben dem Prompt Chaining existiert beim Prompt Engineering die Methode Chain-To-Thought, für eine tiefere Argumentationsfolge. Die genauen Unterschiede erfährst du hier


Probiere verschiedene Vorgehensweisen aus und finde heraus, welche dir am meisten liegt:

  • Lass dir mehrere Ideen generieren („Erstelle mir 3 Videoideen zum Thema …“).
  • Gib Vorgaben durch Beispiele (Z.B vorherige Konzepte von Videos) vor, um die KI gezielter anzuweisen („… konzentriere dich auf …“,  orientiere dich an...“).

  • Lass die Ideen in einer erste grobe Struktur darstellen (..„stelle die Ideen kurz vor und unterteile jede Idee in Anfang, Mittelteil und Schluss “).

Dann wählst du die Idee aus, die du weiterverfolgen möchtest.


Konzeptentwicklung – Aufbau und Struktur

Gehe bei der Konzeptentwicklung schrittweise vor und knüpfe jeweils an vorherige Ergebnisse an. Diese Methode nennt sich Prompt Chaining. Sie hilft dir, die Entwicklung des Plots (der Handlung) besser nachvollziehen zu können. Zusätzlich sorgt sie dafür, dass die KI effizienter und kontextbewusster arbeitet. 

Nach der Ideenfindung folgt der Plot – also die Rahmenhandlung mit Struktur: Einstieg (Intro) - Mittelteil - Ende (Fazit/ Ausblick, ggf. Call-to-Action). Je nach Videotyp (Screencast, Erklärvideo, Tutorial usw.) kannst du Storytelling-Elemente einbauen, z. B. eine 3- bis 5-Akter-Struktur mit einem spannenden Einstieg (Hook) oder einer klassische Heldenreise.

Wenn der Chatbot nicht automatisch in erzählerischen Strukturen denkt, kannst du ihn gezielt bitten, die Handlung aus der Perspektive einer fiktiven Figur zu erzählen. Das macht Inhalte oft greifbarer – besonders, wenn du persönliche oder lebensnahe Bezüge zur Zielgruppe herstellst. Ein überraschender Fakt oder ein ungewöhnlicher Einstieg sorgt für Aufmerksamkeit und Neugier gleich zu Beginn.

Verlinkung  

Hier bekommst du einen tieferen Einblick in die Konzeption von Lehr- und Lernvideos. Diese sind auch auf andere Formen wie wissenschaftliche Videos anwendbar:


Szenenplanung
Wenn der Plot (die Rahmenhandlung) steht, kannst du gemeinsam mit der KI die einzelnen Szenen ausarbeiten:
  • Was passiert in jeder Szene?
  • Was ist zu sehen und zu hören?
  • Welche Botschaft oder Information soll wie und wann vermittelt werden?

Bei komplexen Spielhandlungen können Szenen in übergeordnete Sequenzen eingeteilt werden. Diese sind oft bei der Drehbüchern zu finden und bei Langfilmprojekten. Oft wird hier ein Spielfilm in eine 8 Sequenzen-Struktur aufgeteilt (Akt 1 - Seq. 1- 2, Akt 2 - Seq. 3-6 und Akt 3:  Seq. 7-8). Für kurze Videos kann auf eine Sequenzeinteilung verzichtet werden. Es genügen Hinweise zu Kapiteln bzw. die Hauptabschnitte aufzuführen.  

Am Ende kannst du die KI bitten, die Szenen in einer tabellarischen Struktur auszugeben, z. B. mit folgenden Spalten:
Szene Nr. Zeitangabe Inhalt/ Struktur Handlung Bild/ Visualisierung (Sprech)text Notizen

So entsteht ein übersichtliches Konzept. Der Chatbot kann außerdem zu jeder Szene (basierend auf dem Inhalt) eine kurze visuelle Beschreibung mit beispielhaften Sprechtexten erstellen. je nach Zielgruppe und Intention kannst du den Text im Niveau und Stil/Tonalität anpassen lassen (z.B. motivierender, auffordernder, aktivierender Ton).

Beispiel: Konzeptentwicklung mit verschiedenen Chatbots

Beispielhaft wurde ein Konzept mit Gemini, Mistral Le Chat (aus Frankreich, datenschutzkonform, mit Canvas-Funktion) und Lumo (aus der Schweiz) erstellt. Ziel war ein Erklärvideo, das das Thema "richtig Zitieren" für Schüler*innen spannend und anfängerfreundlich vermittelt. Als Grundidee zur Umsetzung wurde eine Detektivgeschichte gewählt.

Tool Tipp 

Jeder Chatbot liefert dir unterschiedliche Ergebnisse und reagiert immer etwas anders auf das konkrete Prompting. In der Academic Cloud oder auch anderen wissenschaftlichen Service-Diensten wie HAWKI ist es möglich, unterschiedliche Modelle und Chatbots zu nutzen und die Ergebnisse zu vergleichen - kostenlos, frei und sicher.
Bitte schaue, ob du durch dein Institut oder deine Hochschule berechtigt bist, den Dienst zu nutzen.  Ein Vorteil von Chat AI der Academic Cloud ist die Modellanpassung. Beispielsweise lässt sich direkt ein Systemprompt setzen und Einstellung hinsichtlich Promptingtreue und Ergebnisschärfe vornehmen.


Ansonsten empfehlen wir den europäischen  Chatbot von von Mistral - Le Chat und LUMO aus der Schweiz - beide sind DSGVO konform. Einen umfangreichen Vergleich bekannter Chatbots findest du  beim Magazin Golem

Falls du entsprechenden IT Kenntnisse oder gerne herumprobierst kannst du auch verschiedene freie Modelle selber hosten  - mit der Umgebung Ollama


Alle Tools erhielten dieselbe Idee und denselben Prompt (Thema, Zielgruppe, Dauer: 3-5 Minuten). Die Ergebnisse unterscheiden sich, je nach Sprachmodell, im Detail. Alle Konzeptentwürfen sind jedoch brauchbar und könnten weiter verfeinert und angepasst werden.

Beispiel Konzept-Entwicklung:  Google-Gemini mit Pro Account

Beispiel Konzept-Entwicklung:  Mistral Le Chat mit Account

Beispiel Konzept-Entwicklung: Lumo aus der Schweiz (kein Account benötigt).
Die Tabelle wurde in einen Texteditor übertragen und formattechnisch angepasst.
Tipp zur Visualisierung

Du kannst die generierten Konzepttabellen in einen Texteditor übernehmen und um eine Spalte für Beispielbilder ergänzen. Diese kannst du mit multimodalen Chatbot-Modellen mit integrierter Bildgenerierung (z. B. ChatGPT oder Gemini) erstellen lassen. Die Bilder generieren zu lassen,  kostet je nach Tool und ggf. Abonnement Bearbeitungszeit und Credits. Anstatt sie generieren zu lassen, kannst du auch im Internet passende Bilder zur Veranschaulichung recherchieren. Die Bilder dienen in dieser Phase vor allem der Visualisierung und nicht der Produktion – sie müssen dementsprechend nicht perfekt sein, sondern sollen nur eine Orientierung bieten. 

Wusstest du schon?

Durch die  Recherche und Auswahl von Beispielbildern bekommst du ein besseres Gefühl für den visuellen Stil, den du verfolgen möchtest bzw. präferierst. Dabei bietet es sich auch an eine Art Mood- oder Styleboard  (Stil, Look und Feel und Farben usw.) in Form einer Kollage zu erstellen. Hier gibt es verschiedene Tools, die du nutzen kannst. Entweder mit oder ohne KI (z.B. mit dem Open Source-Tool GIMP) Diese Kollage dient dir und deinem Team als zusätzliche Orientierung und kann immer wieder herangezogen werden. 

Bei der Produktion eines Screencast reicht diese einfache Form der Visualisierung oft aus, während bei stärker story-basierten Konzepten ein detailliertes Storyboard sinnvoll ist.

Nächste Schritte

Das finale Konzept dient als Grundlage für deine weitere Produktion und kann bei Bedarf jederzeit angepasst und überprüft werden.

Individuelle GPTs und spezialisierte Chatbots

Neben den Standard-Chatbots wie ChatGPT gibt es inzwischen viele CustomGPTs – also individuell erstellte Chatbots, die auf bestimmte Aufgaben spezialisiert sind (z. B. Rollen wie "Writing Assistant" oder "Storyboard-Coach"). In der GPT-Bibliothek findest du viele nützliche Vorlagen.  Auch bei Mistral Le Chat lassen sich eigene Agenten konfigurieren, die ähnlich funktionieren und für spezifische Aufgaben trainiert werden können. Hier am Beispiel des "Writing Assistant":

Beispiel: Mistral, Writing Assistant

Langfristig könntest du sogar dein eigene GPT-Modell entwickeln, um deinen individuellen Workflow oder dein Lehrkonzept zu automatisieren.