2.3 Qualitätskriterien von OER
Allgemein wird unter Qualität "das Vermögen einer Gesamtheit inhärenter Merkmale eines Produktes, Systems oder Prozesses zur Erfüllung von Forderungen von Kunden und anderen interessierten Parteien“ (Norm zum Qualitätsmanagement ISO 9000) verstanden. Qualität ist also die Güte aller Eigenschaften eines Gegenstandes, Systems oder Prozesses und das Maß, in dem diese spezifische Anforderungen erfüllen. Mit Qualität im Kontext von OER haben sich u.a. Zawacki-Richter & Mayrberger (2017) beschäftigt und hierfür ein Modell (in Anlehnung an Kurilovas et al. (2011)) entwickelt. Dieses zeigt eine Zusammenfassung von als relevant eingestuften Kriterien für die Bewertung der Qualität von OER auf. Grundlage für die Identifikation von relevanten Qualitätskriterien für OER waren dabei sechs Evaluationsmodelle, die im Zusammenhang mit OER verschiedene Qualitätsdimensionen unterscheiden. Im einzelnen können diese Evaluationsmodelle bei Zawacki-Richter & Mayrberger (2017) auf Seite 18 nachgelesen werden. Die Autor:innen konnten insgesamt 161 Qualitätskriterien identifizieren, die in zusammengefasster Form in das Kriterienmodell eingeflossen sind. Erläuterungen zu den einzelnen Punkten lassen sich direkt in der Abbildung "Qualität von OER" abrufen.
Kurz zusammengefasst sind für die Qualität von OER Technische Kriterien, wie Usability (Nutzendenfreundlichkeit), Accessibility (Zugänglichkeit) und Reusability (Wiederverwendbarkeit), Inhaltliche Kriterien wie fachwissenschaftliche Fundierung, Anwendung und Transfer, Struktur, Navigation und Orientierung und Gestaltungskriterien wie Design, Lesbarkeit und Barrierearmut relevant. Außerdem sollte die didaktische Konzeption des Materials motivierend auf die Lernenden wirken und das Bildungsmaterial sollte Angebote zu Lernzielkontrolle, Hilfestellung und Support umfassen.
Bei twillo finden sich diese Qualitätskriterien in angepasster Form hier. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die Kriterien möglichst knapp, einprägsam und einfach verständlich sind. Auf Grundlage des hier vorgestellten Kriterienmodells zur Qualitätssicherung von OER von Zawacki-Richter und Mayrberger (2017) und des daraus abgeleiteten Instruments, das Wolfgang Müskens im Rahmen des EduArc-Teilvorhabens „Qualität von OER und internationale Perspektiven“ unter Leitung von Zawacki-Richter entwickelt hat, wurden bei twillo sieben Qualitätskriterien ermittelt, die i.d.R. für alle OER gelten.
1 Fachwissenschaftliche Fundierung
Alle Inhalte sollten dem aktuellen fachwissenschaftlichen Stand entsprechen, korrekt dargestellt werden und generell die Standards guter wissenschaftlicher Praxis wahren. Darüber hinaus sollte eine kritische Prüfung durch andere Lehrende stattgefunden haben.
2 Wiederverwertbarkeit
Andere Lehrende sollten ein Bildungsmaterial ohne großen Aufwand für ihre Zwecke wiederverwerten können. Die Wiederverwertbarkeit sollte inhaltlich und technisch unterstützt und rechtliche Verstöße ausgeschlossen werden.
3 Anwendung und Transfer
Das Bildungsmaterial sollte kompetenzorientiert sein, d.h. die Lernenden dabei unterstützen, Fähigkeiten und Fertigkeiten auszubilden.
Es sollte die Lernenden anregen, die Lernergebnisse in der Praxis anzuwenden. Hierfür sollte es Lernaufgaben beinhalten, mit Hilfe derer die Studierenden die Lerninhalte auf neuartige Problemsituationen in Studium und Beruf übertragen können.
4 Hilfestellung und Support
Das Bildungsmaterial sollte Angebote zur Lernzielkontrolle umfassen. Bieten Sie dem Lernenden z.B. über Kontrollfragen die Möglichkeit, das Gelernte zu überprüfen oder selbständig eine Lernkontrolle durchzuführen. Um die Wiederverwertung des Materials zu erleichtern, sollte das Material ergänzende Angaben zu Konzeption und bisherigem Einsatz enthalten. Diese können am besten in didaktischen Metadaten abgelegt werden.
5 Motivation und Didaktik
Die didaktische Konzeption des Bildungsmaterials sollte auf Lernende und Lehrende anregend wirken. Lernende sollte es dazu motivieren, sich mit dem behandelten Thema auseinanderzusetzen und sich vertieft mit den Inhalten zu befassen. Lehrenden sollten ein Interesse daran entwickeln, das Material in ihren eigenen Unterricht einzubauen.
6 Struktur, Navigation und Orientierung
Die Struktur des Bildungsmaterials sollte übersichtlich und möglichst einfach sein, damit die Lernenden sich ohne großen Aufwand im Material orientieren können
7 Design, Lesbarkeit und Barrierearmut
Das Design unterstützt die Auseinandersetzung der Lernenden mit dem Bildungsmaterial. Eine ansprechende Gestaltung kann Interesse wecken und Aufmerksamkeit aufrechterhalten. Für ein korrektes Verständnis des Materials sollten alle Bestandteile wie Texte und Grafiken gut erkennbar und lesbar sein. Das Material sollte so barrierefrei wie möglich gestaltet sein.
Unser Tipp: Nutzen Sie den Qualitätscheck für OER bei twillo. Hier haben Sie die Möglichkeit in einem Selbstcheck zu überprüfen, ob Ihr Material die OER-Qualitätskriterien erfüllt. Zum Qualitäts-Selbstcheck gelangen Sie über diesen Link: https://www.twillo.de/oer/web/vorlagen-und-werkzeuge/#Qualitaets-Selbstcheck |